#69/2008 Gesundheit & Differenz
Wir hatten uns für die vorliegende Ausgabe der STIMME vorgenommen, verschiedene Ansätze vorzustellen und die Frage nach der „differenzsensiblen“ Medizin zu diskutieren. Doch in Gesprächen mit Experten und Expertinnen mussten wir feststellen, dass – zumindest was die österreichische Situation und die Gruppe der MigrantInnen betrifft – die elementarste Voraussetzung für eine adäquate gesundheitliche Versorgung nur in Fragmenten besteht: Die Gewährleistung der Kommunikation zwischen Behandelnden und Behandelten. Das flächendeckende Angebot muttersprachlicher Betreuung oder eines Dolmetschdienstes ist trotz langjähriger Diskussion noch immer keine Selbstverständlichkeit.
Banu Wimmer, Soziologin und Spitaldolmetscherin erster Stunde, diskutiert in ihrem Beitrag die Auswirkungen der Wiener Diversitätspolitik auf die interkulturelle Öffnung des Gesundheitswesens. Diese sind überraschend nicht unbedingt positiv. Der Verein „Miteinander Lernen -Birlikte Ögrenelim“ wurde vor 25 Jahren gegründet, um Migrantinnen aus der Türkei in verschiedenen Lebensbereichen, auch in gesundheitlichen Anliegen zu unterstützen. Die Mitbegründerin Judith Hanser zieht Bilanz. Einen Einblick in ihren Alltag gewährt eine Gruppe von zugewanderten Frauen. In ihrem Gespräch erzählen sie von der Migration und ihren Strategien, gesund zu bleiben. Die Ärztin Dago Kogoj berichtet vom Kongress zur Transkulturellen Psychiatrie, der Ende September in Wien stattgefunden hat und hinterfragt den Kulturbegriff, der dieser Bewegung zugrunde liegt.
Eine Nachbetrachtung zu den Nationalratswahlen Ende September und deren Ausgang liefern unsere Autoren Erwin Riess und Gerd Valchars.
Das Schwerpunktthema der Ausgabe 68, Erinnerung und Kontinuität, wird wie angekündigt fortgeführt. Franc Wakounig schreibt zur Gedenkkultur mit ihren zwei Gedenklinien in Kärnten/KoroŠka.
Gamze Ongan, Chefredakteurin