#76/2010 Polizei
Polizei und Minderheiten – ein schwieriges Verhältnis. Internalisierte Vorurteile und Verfolgung bis hin zum Ausschluss gewisser Gruppen aus dem Berufsstand bestimmen die Geschichte und prägen die gegenseitige Wahrnehmung.
Die zahlreichen Vorfälle der vergangenen Jahre, bei denen Angehörige ethnischer Minderheiten, insbesondere Schwarzafrikaner, bei Polizeieinsätzen schwer verletzt worden oder gar gestorben sind sowie unzureichende Verfolgung rassistisch motivierter Straftaten weisen auf ein ernstes strukturelles Problem innerhalb der österreichischen Exekutive hin.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Vorfälle gibt es aber auch ernsthafte Bemühungen, die Polizei hinsichtlich der Menschenrechte fortzubilden sowie Minderheitenangehörige in die Exekutive einzubeziehen. So startete etwa die Wiener Polizei im Jahr 2007 eine Werbeoffensive für BewerberInnen mit Migrationshintergrund. Bis 2012 soll in jeder Polizeidienststelle mindestens eine Person aus einer Zuwandererfamilie im Dienst sein.
Die STIMME-AutorInnen widmen sich diesem schwierigen Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Einleitend geht Walter Suntinger auf die normativen und praktischen Dilemmata ein, wenn die für die Aufrechterhaltung der Herrschaftsordnung mit dem Gewaltmonopol ausgestattete Polizei auf Minderheiten trifft.
Ausgehend von einem Gespräch mit Ewald Widi, Gründer und Obmann des Vereins „GayCops Austria“ erörtert Sonja Hofmair das Spannungsfeld homosexueller PolizistInnen zwischen Durchsetzung rechtlicher und dem Aufbrechen gesellschaftlicher Normen.
Seit 1998 findet im internationalen Zentrum für Kulturen und Sprachen ein von der Sicherheitsakademie des Innenministeriums finanzierter Lehrgang für Führungskräfte der Polizei statt. Die Projektleiterinnen Susanna Gratzl und Maria Hirtenlehner geben einen Einblick in die Schwierigkeiten und Erfolge des Lehrgangs „Polizeiliches Handeln in einer multikulturellen Gesellschaft“.
Ein Höhepunkt des gewaltsamen polizeilichen Umgangs mit Schwarzafrikanern war der Tod von Seibane Wague 2003. Der Beitrag von Aram Ghadimi bietet einen Rückblick auf die Ereignisse um den Fall Wague, der bis heute weder im Strafausmaß noch strukturell ernstzunehmende Konsequenzen nach sich zog.
Erwin Riess schließlich begibt sich mit seinen Helden Groll und dem Dozenten nach Celje in Slowenien. Tief beeindruckt vom Gesehenen im städtischen Zeitgeschichtemuseum über die Jahre der deutschen Okkupation von 1941–1945 führen die Freunde ihre Konversation in Englisch fort.
Das Mittelposter trägt den Titel „Besonders aggressiv… eliminieren!“, zusammengesetzt aus Aussagen hochrangiger österreichischer Politikerinnen im Zusammenhang mit AsylwerberInnen. Das Plakat stammt aus der Serie „Staatskörper“ – das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Can Gülcü und Ljubomir Bratić über Staatsgewalt auf die Körper von MigrantInnen und ihrer medialen Repräsentation.
Informative Lektüre wünscht
Gamze Ongan, Chefredakteurin