#134/2025 GEDENKEN FEIERN WÜRDIGEN – Zeit für neue Denkmäler

Denkmäler sind das öffentliche Bekenntnis einer Gesellschaft zu gemeinsamen Werten. Sie zeugen von ihrem Geschichtsbewusstsein, ehren Held:innen der Vergangenheit oder gedenken vergangener Schuld. Was fällt aber auf, wenn wir die Denkmallandschaft aus einer minderheitenpolitischen Perspektive betrachten? Entsprechen die sichtbaren Zeichen in den Städten der Vielfalt der Gesellschaft? Oder widersprechen sich Denkmäler und Geschichte vielmehr?
Tanja Schult, Kunstwissenschaftlerin an der Stockholmer Universität, war 2022 Gastforscherin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ausgehend von ihren Gesprächen mit Wiener:innen über die Bedeutung von Denkmälern im Alltag, denkt sie über „demokratische Denkmäler“ als aktive Erinnerungsorte nach.
Stefania Pitscheider Soraperra, Kunsthistorikerin und Direktorin des Frauenmuseums Hittisau, fragten wir, warum auf den steinernen Sockeln kaum Frauen stehen.
Welche Denkmäler fehlen unserer Gesellschaft noch schmerzlich? Wo wird des Porajmos – des Genozids an Rom:nja und Sinti:zze – gedacht? Und wo der Deportation der Kärntner Slowen:innen? Wo werden Wissenschaftlerinnen geehrt? Wir sprachen mit Samuel Mago, Ana Grilc und Iris Andraschek, die sich aktivistisch und künstlerisch gegen das Vergessen engagieren.
Das Engagement von zwei Bürgern für ein Mahnmal für die Gmundner Todesopfer des Nationalsozialismus war im Frühjahr 2023 von Erfolg gekrönt. Der Schriftsteller und Journalist René Freund, u. a. Autor des Familienromans „Mein Vater, der Deserteur“, hielt die Rede zur Einweihung. Wir freuen uns, diese in aktualisierter Form veröffentlichen zu dürfen.
Die Initiative „Koroška/Kärnten gemeinsam erinnern / skupno ohranimo spomin“ engagiert sich für die Erweiterung der einseitigen historischen Erzählung am Klagenfurter Domplatz. Den Weg dorthin beschreiben Nadja Danglmaier, Brigitte Entner, Eva Hartmann und Elisabeth Klatzer.
Ein Denkmal für Gastarbajteri! Unter diesem Motto engagiert sich Savo Ristic seit mehreren Jahren für einen Ort, an dem die Leistungen der Arbeitsmigrant:innen für Österreich gewürdigt werden sollen. Wir haben mit ihm über seine Beweggründe und den Projektstand gesprochen.
In seiner Streitschrift „Versöhnungstheater“ hält der Publizist Max Czollek der deutschen Erinnerungskultur vor,
lediglich eine „Wiedergutwerdung“ für die Nachkommen der Täter:innen anzustreben. Czollek fordert stattdessen Räume der „Untröstlichkeit“, die zeigen: Es wird nie wieder alles gut. Diese Untröstlichkeit über die Geschichte könnte dazu ermahnen, dass sich die gewaltvolle Vergangenheit nicht wiederholt. Dieser Meinung schließen wir uns an.
In eigener Sache
Die Ausstellung der Initiative Minderheiten „Man will uns ans Leben. Bomben gegen Minderheiten 1993–1996“ war schon in Wien, Klagenfurt und Oberwart zu sehen, und wandert nunmehr nach Graz – Eröffnung am 13. Mai 2025 im Volkskundemuseum am Paulustor, UMJ. Wir hoffen auch in der Steiermark auf das große Interesse, das der Ausstellung bisher zuteil geworden ist, und freuen uns auf viele Besucher:innen!
Auch wenn es für ein Quartalsmagazin nicht einfach ist, auf die aktuellen politischen Entwicklungen zeitnah zu reagieren, dass die Welt „kopfsteht“, um Hakan Gürses zu zitieren, und Demokratien nicht nur in den USA zu Autokratien mutieren, wie Tanja Schult besorgt anführt – was uns alle in diesen aufwühlenden Zeiten bewegt – zieht sich durch das Heft. Dennoch gilt die Liebe für Demokratie und die Hoffnung auf ihre Kraft.
Helle Tage sind im Kommen, genießen Sie sie auf den Straßen!
Gamze Ongan, Chefredakteurin
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