#64/2007 Roma in Europa
Roma (und Sinti) sind eine autochthone Minderheit in Europa, die nicht nur in ihrer Geschichte mit sozialen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatte. Auch heute ist diese Gruppe in vielen europäischen Ländern dazu gezwungen, eine Existenz als „Randgruppe“ zu führen. Sowohl historisch als auch gegenwärtig sahen/sehen sich Roma und Sinti vor allem mit einer besonderen Art von Rassismus, dem Antiziganismus, konfrontiert.
Die „Roma-Dekade 2005-2015“ (ein Förderprogramm der EU und der UNO für die Roma in den ost- und südosteuropäischen Staaten) und „Roma als Querschnittsthema“ bei EU-Projekten stellen nur zwei der vielen europäischen Maßnahmen dar, um der Minderheit der Roma und Sinti via Anerkennung eine bessere soziale und ökonomische Lage zu ermöglichen. Doch scheint sich wenig an ihrer prekären Lage zu ändern.
Diese Situation lässt eine Reihe von Fragen aufkommen:
• Welche Vor- und Nachteile bringen solche zentral konzipierten Strategien für diese Gruppe wirklich?
• Was sind die sozialen und weiteren Probleme, die Roma selbst als solche sehen und zu lösen versuchen?
• Woher rührt der europaweite Antiziganismus? Welche Gegenstrategien und Projekte brachten bisher Erfolg?
• Wie ist die Lage der in den EU-Staaten lebenden Roma und Sinti, die Drittstaatsangehörige sind und daher von den meisten Zuwendungen und politischen Maßnahmen der EU nicht betroffen sind? Wie ist mit dieser „Zweiklassen-Roma“-Situation umzugehen?
Einem Teil dieser Fragen gehen die Thema-Beiträge des vorliegenden Hefts nach. Exemplarisch am Fallbeispiel des Kosovo (Dirk Auer und Boris Kanzleiter), Serbiens (Lorenz Aggermann, Eduard Freudmann und Can Gülcü) sowie Österreichs (Andrea Härle; Mikael Luciak) bieten sie einen Querschnitt von der – zum Großteil noch erschreckenden – Lage der Roma in Europa.
Hakan Gürses, Chefredakteur