#88/2013 Inklusion und Exklusion im Sport
Das vorliegende Stimme-Heft ist eine Spezialausgabe zum Thema Sport und Minderheiten und entstand mit Unterstützung des Sportministeriums. Ausnahmsweise finden sich in diesem Sonderheft keine Projektberichte, keine Radio-Stimme-Nachlese und auch keine Buchbesprechungen. Dafür haben sich unsere Autorinnen und Autoren – viele von Ihnen treiben selber begeistert Sport –, ausgehend von minorisierten Gruppen, mit Sport als Integrationsmaßnahme und mit der inkludierenden, aber auch ausgrenzenden Natur des Sports beschäftigt.
„Jugend in Österreich: Generation Alaba“, titelte der Spiegel im Sommer nach der Champions League, „ … plötzlich interessiert sich die alpenländische Jugend fast mehr für Fußball als für Skifahren.“ Was wäre sonst alles passiert, hätte der österreichische Skisport einen Abfahrtsolympiasieger namens David Alaba? Warum der Weg dorthin noch ein langer ist und wie er aktiv gestaltet werden sollte, beantwortet Georg Spitaler.
In einer gekürzten und ergänzten Fassung der Studie „Integration und soziale Inklusion von Migrantinnen im organisierten Sport“ (2010) legt Christoph Witoszynskyj die wichtige und durchaus positive Rolle migrantischer Sportvereine für soziale Integration dar.
In nationalen Aktionsplänen für Integration wird Sport immer mehr Platz eingeräumt. Sabine Strasser diskutiert anhand von Top-Fußballern wie Mesut Özil oder den Altıntop-Zwillingen und dem viel diskutierten Schwimmunterricht Maßnahmen und diskursive Effekte aktueller Integrationspolitik in Europa.
Kurt Wachter widmet sich in seinem Text der wachsenden Bedeutung des Sports in der Entwicklungszusammenarbeit und identifiziert neo-koloniale Ansätze in der „Sport für Entwicklung“- Bewegung.
Der österreichische Behindertensportverband betreut und fördert Rehabilitations-, Breiten- und Spitzensport für und mit Menschen mit Behinderungen. Cornelia Kogoj hat für die Stimme mit dem Generalsekretär des Verbands, Matthias Bogner, gesprochen.
„Durch die Schichten des Vergessens“ nannte Vida Bakondy ihren Text über die S.C. Hakoah-Meisterschwimmerin Fritzy Löwy in der Stimme-Ausgabe 81. Nun geht Kathrin Klöckl der mehr als hundertjährigen Geschichte des jüdischen Wiener Sportklubs nach, die von großen Erfolgen, aber auch von Zerschlagung, Verfolgung und Wiederaufbau geprägt ist.
Warum dem Begriffspaar Homosexualität und Sport mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, als ausschließlich im Zusammenhang mit Gerüchten um schwule Spitzensportler und Coming Out-Diskussionen, lesen Sie im Beitrag von Nikola Staritz.
Antonia Barboric suchte und fand zahlreiche Frauen mit Migrationsbiografien, die leidenschaftlich Sport betreiben und versuchen, diesen auch für andere schmackhaft zu machen. Sie erzählen über ihre Erfahrungen rund um Taekwondo, Fußball, Judo sowie Wandern. Um Frauen und Sport, konkret um Frauenfußball, geht es auch im Text von Petra Permesser. Sie hinterfragt unter anderem die mediale Ignoranz, die dem Frauenfußball zuteil wird. Und nicht zuletzt erzählt Erwin Riess vom Fußballspielen auf der Schulwiese im Jahre 1968, und Claus Farnberger schließt mit einer Satire aus Istanbul ab.
In eigener Sache
In Nationalstaaten ist (und war) die Sprache ein umkämpftes Terrain. Der aktuelle Umgang mit Mehrsprachigkeit ist Teil einer politischen Ausverhandlung der vergangenen Jahrhunderte. Die Initiative Minderheiten veranstaltet am 27./28. November 2013 im Österreichischen Museum für Volkskunde ein zweitägiges Symposium, in dem die Geschichte der Mehrsprachigkeit in Wien entlang von historischen Konfliktlinien nachvollzogen wird. Informationen zum Programm und zu den Kooperationspartnern finden Sie demnächst auf unserer Homepage.
Interessante Lektüre wünscht
Gamze Ongan, Chefredakteurin