#67/2008 Interkultureller Dialog?
Der interkulturelle Dialog erfreut sich als Universallösung für
migrations- und globalisierungsbedingte Probleme breiter
Zustimmung
– von der akademischen Welt über die Pädagogik bis hin zu den
Medien. Allerdings lassen die anlässlich des Europäischen Jahres
des interkulturellen Dialogs initiierten Diskussionen, Projekte und
Veranstaltungen die politische Dimension der Interkulturalität
vermissen. Wie so oft werden auch im Kontext des interkulturellen
Dialogs kulturelle Unterschiede zwischen den Menschen aus ihren
historischen Ursprüngen abgeleitet und der Kulturbegriff auf die
ethnische oder territoriale Herkunft festgeschrieben. Andererseits
kann man sich manchmal dem Eindruck nicht entziehen, dass sich das
Verständnis vom interkulturellen Dialog in dem Glauben „Durch’s
Reden kommen die Leut z’samm!“ erschöpft. Der Ausgangspunkt des
interkulturellen Dialogs ist aber in der Regel nicht der
herrschaftsfreie Diskurs über gemeinsame oder unterschiedliche Werte
sondern die Erfahrung eines massiven Machtungleichgewichts.
Die AutorInnen der vorliegenden STIMME-Ausgabe diskutieren die Grenzen, identifizieren die Schwächen und weisen hin auf die Versäumnisse des interkulturellen Dialogs, wie er hierzulande praktiziert wird.
Gamze Ongan, Chefredakteurin