#66/2008 Gender und Minderheiten
Die Diskussionen um Macht, Gleichstellung und Gerechtigkeit zielen meistens auf die Beziehungen zwischen den Minderheiten und Mehrheiten. Auf Grund der Mehrfachidentitäten ihrer jeweiligen Angehörigen existieren Konflikte um diese Themen aber ebenso innerhalb von minoritären Gruppen.
Wie die Ereignisse der letzten Monate zeigen, hat der Blick auf die Genderverhältnisse der ethnisch und religiös Anderen Hochkonjunktur. Im Mittelpunkt der Mainstream-Medien und öffentlicher Debatten stehen die Frauen als Opfer ihrer „Kulturen“. Im Zuge dessen werden die Genderverhältnisse innerhalb der ethnischen und religiösen Minderheiten zur Legitimierung rassistischer Politik instrumentalisiert. Die Zurückweisung von gezielten Fremdzuschreibungen erfolgt möglicherweise auf Kosten der Debatten über und Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter in den „eigenen Reihen“.
Kritik an feministischen Meinungsbildnerinnen wird auf Grund von deren Instrumentalisierungen durch das rechte Lager erforderlich. Welche Positionen zu Spaltungen, Kooperationen und Differenzen innerhalb der feministischen Standpunkte lassen sich identifizieren und aus welcher Perspektive kritisieren?
Welche Bedeutung kommt gender innerhalb verschiedener Minderheiten zu, welche internen Diskussionen werden in minoritären Gruppen über Genderverhältnisse geführt?
Was ist mit „Geschlecht“ und der Debatte zur Ungleichbehandlung von Lesben und Schwulen passiert, seit queere Identitäten die starren Grenzen zwischen Männern und Frauen durchkreuzt haben?
Mit diesen und anderen Aspekten der Differenzkategorie gender beschäftigen sich die AutorInnen der vorliegenden STIMME-Ausgabe. Sie thematisieren in ihren Beiträgen die Situation nicht nur der Frauen als Minderheiten in den Minderheiten.
Gamze Ongan, Chefredakteurin