#126/2023 Macht der Musik – Minderheitenpolitische Interventionen
Ende Oktober 2022 fand in Wien die von Music and Minorities Research Center (MMRC) gemeinsam mit der Initiative Minderheiten konzipierte Tagung „Macht der Musik. Minderheitenpolitische Interventionen“ statt. Musiker*innen/Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen trafen an zwei Tagen aufeinander, um politischen Aktivismus und ethnomusikologische Forschung miteinander in Austausch zu bringen.
Die Beiträge in der vorliegenden Stimme befassen sich mit ausgewählten Schwerpunkten der Tagung.
Im ersten Panel über Musik als Mittel der politischen Intervention diskutierten die Wiener Rapperin und Texterin Esra Özmen, die jiddische Sängerin und Aktivistin Isabel Frey und Josko Vlasich, Mitbegründer und Sänger der Krowodnrockband BRUJI.
Isabel Frey reflektiert in ihrem Beitrag, wie ihr das Eintauchen in die jiddische Kultur geholfen hat, ihre jüdische Identität mit politischem Aktivismus und dem Aufbau minoritärer Allianzen zu kombinieren.
Thema des zweiten Panels mit Sakina Teyna, kurdische Sängerin und Aktivistin, Karin Blantar, Choreografin, Lens Kühleitner, Performance Artist und Filipp Tyran, burgenländisch-kroatischer Musiker und Musikpädagoge, war Musik und Tanz als Mittel der Repräsentation und Identifikation. Ursula Hemetek, Ethnomusikologin und Direktorin des MMRC, hat die Diskussion samt den formulierten Forderungen zusammengefasst.
Die Musikforscherinnen Anja Brunner und Tessa Balser-Schuhmann sprachen mit Sakina Teyna über die Rolle ihrer kurdischen Herkunft in ihrer Musik.
Ina Holub, Aktivistin für queere Körperpolitik, problematisiert die Vereinnahmung des Voguing, dem in den 1970er Jahren in New York entstandenen Tanzstil der LGBTQ+-Szene durch die privilegierte Mehrheit.
Panel 3 mit der Beteiligung des Oud-Spielers und Pädagogen Marwan Abado, der Gesangsprofessorin und Musikerin Nataša Mirković sowie des Chorleiters und Direktors der „Volksschule – Ljudska šola 24“ in Klagenfurt Eduard Oraže, widmete sich den Redefinitionen von Musik und Tanz im Bildungskanon.
Der Musiker Lukas Leitner fasst die Ergebnisse zusammen und stellt sie in Beziehung zu einer von ihm verfassten Schulbuchanalyse.
Im Panel 4 zum Schwerpunkt Musik zur Schaffung von Gemeinschaft/Gemeinsamkeit diskutierten Julian Gorbach, Ideengeber des Gehörlosen-Disco und Jugendarbeiter, Gabriela Novak Karall, Geschäftsführerin des Hrvatski centar / Kroatischen Zentrums und Leiterin des Folkloreensembles „Kolo Slavuj“, Marie-Thérèse Kiriaky, Gründerin des Wiener Nai Oriental Orchestra für klassische arabische Musik und Babak Nikzat,wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnomusikologie der Kunstuniversität Graz.
Gabriela Novak-Karall unterstreicht in ihrem Beitrag die gemeinschaftsstiftende Rolle gemeinsamen Musizierens und Tanzens am Beispiel der Community der Burgenland-Kroat:innen in Wien. Anna Benedikt, Senior Scientist für Diversität am Zentrum für Genderforschung und Diversität der Kunstuniversität Graz, berichtet von Initiativen zur Inklusion in der Musik.
Nicht zuletzt führt der syrisch-kurdische Musiker Salah Ammo in den Maqam, einen wesentlichen Bestandteil der nahöstlichen Musik, ein.
In eigener Sache
Je minderheitengerechter eine Gesellschaft ist, als desto demokratischer gilt sie. In diesem Sinne sind wir über die Zuerkennung des Demokratiepreises 2022 der Margaretha-Lupac-Stiftung an die Initiative Minderheiten besonders stolz. Diese Würdigung bestärkt unser Selbstverständnis, uns mittels vielfältiger Projekte weiterhin für die Demokratisierung der Gesellschaft zu engagieren.
Das Jahr 2022 war finanziell ein sehr schwieriges für die Initiative Minderheiten und für die STIMME. Dank großer Solidarität unserer Verbündeten schauen wir aber wieder zuversichtlich in die Zukunft. Einen sehr herzlichen Dank an Euch alle sowie an die langjährigen STIMME-Fördergeber*innen: Kulturabteilung der Stadt Wien, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Kulturabteilung des Landes Kärnten, Kulturabteilung des Landes Burgenland, Kulturabteilung des Landes Tirol und Zukunftsfonds der Republik Österreich.
Einen schönen Frühling mit heiteren Klängen im Ohr wünscht
Gamze Ongan, Chefredakteurin
Stimmlage: Der Autoritarismus im Chat – von Hakan Gürses
Mit Feminismus die Welt retten – Feminism wtf – Ein Film von Katharina Mückstein
Lektüre: ABC der politischen Erwachsenenbildung – Gerd Valchars
Gestaltung: Fatih Aydoğdu
Lektorat: Daniel Müller www.syntext.at
Aboservice: abo(at)initiative.minderheiten.at
Jedes Abo ist ein Geschenk zum verlängerten Geburtstag und dringend nötig.
Jahresabo: € 20,- // Zwei-Jahresabo: € 38,-
Abo International: € 30,- // Zwei-Jahresabo International: € 58,-
(Für Vereinsmitglieder kostenlos, Mitgliedschaft jährlich € 25,-)
Fördergeber*innen: Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7), Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Land Kärnten Kultur, Kulturabteilung Burgenland, Land Tirol