#103/2017 Pflege
Pflege geht uns alle an. Mit zunehmendem Alter sind fast alle Menschen auf punktuelle Betreuung oder dauerhafte Pflege angewiesen. In unserer Sommerausgabe nähern wir uns diesem universellen Thema aus der Perspektive von Minderheiten an.
Haben Angehörige minorisierter Gruppen andere Erwartungen an die Betreuung im Alter als die Mehrheit? Diese Frage stellte sich auch die Stadt Wien und beauftragte zwei Studien zur Erhebung der diesbezüglichen Wünsche und Bedürfnisse von Migrant_innen sowie LGBTIQ-Personen. Die Studienautor_innen Christa Edlmayr und Christine Schuster haben für die Stimme die Ergebnisse der Studie „Wohnen, Pflege und Betreuung im Alter von Homosexuellen und Transgender“ zusammengefasst. Die Schlussfolgerungen aus der zweiten Studie „Einfluss der Migration auf Leistungserbringung und Inanspruchnahme von Pflege- und Betreuungsleistungen in Wien“ verfasste Jana Schultheiß, Referentin für Pflege und Betreuung in der Magistratsabteilung für Gesundheits- und Sozialplanung.
Schon 2012 initiierten die Wiener Sozialwerke einen Beratungsdienst für die LGBTIQ-Community. Wir haben den Initiator und Leiter des Angebots Herbert Messinger Kari gebeten, die Beweggründe für die Schaffung dieses Dienstes darzustellen.
Was es für Holocaust-Überlebende – sogenannte Child Survivors – bedeutet, im Alter auf andere angewiesen zu sein, wissen die Mitarbeiterinnen des Psychiatrischen Consiliar-Liaison-Dienstes des psychosozialen Zentrums ESRA im Maimonides Zentrum in Wien. Angelika Hirsch gibt einen Überblick über die Leistungen im Eltern- und Pflegeheim der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
In den Familien wurde noch nie so viel gepflegt wie heute. Ljiljana Djurdjevic – selbst in die Pflege ihrer Eltern eingebunden – befasst sich in ihrem Beitrag mit der großartigen Leistung und der prekären Situation von pflegenden Angehörigen.
Ohne die sogenannte Care Migration aus Ost- und Südosteuropa ist die 24-Stunden-Betreuung nicht aufrechtzuerhalten. Rachid Rhouma, diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, schildert die Probleme und Herausforderungen dieser Fürsorgeoption zehn Jahre nach ihrer Legalisierung.
Anhand einer 2017 präsentierten Studie über behinderte Kinder und Jugendliche in der Wiener Psychiatrie bis 1983 bzw. 1989 thematisiert Petra Flieger den Einfluss des nationalsozialistischen Gedankenguts auf den Umgang mit behinderten Menschen sowie die bis heute verdrängte Aufarbeitung.
Die Volksanwaltschaft hat kürzlich in einem Bericht massive Missstände in den heimischen Alten- und Pflegeheimen aufgezeigt. Die Reaktionen der Verantwortlichen darauf lassen bei unserem Autor Erwin Riess keine Hoffnung auf deren Beseitigung.
Radio Stimme machte sich in Kooperation mit der Zeitschrift MALMOE auf die Suche nach Parallelen zwischen der Exilliteratur in der NS-Zeit und heute. Katharina Menschik und Philipp Sperner haben die Nachlese zur Sendung verfasst.
Vida Bakondys Spurensicherung handelt von der Flüchtigkeit des Lebens und dem Recht auf Erinnerung.
In eigener Sache:
Helga Kovrigar, langjährige Sekretärin der Initiative Minderheiten, ist mit Ende Februar 2017 in Pension gegangen. Sie hat über viele Jahre auch die Stimme – und nicht nur die Inserate – tatkräftig mitbetreut. Wir bedanken uns bei Helga für Ihre großartige Unterstützung und ihre Herzlichkeit. Gleichzeitig begrüßen wir unsere neue Kollegin Ebru Uzun im Team.
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Einen langen Sommer mit viel Zeit zum Lesen wünscht
Gamze Ongan, Chefredakteurin
Stimmlage – Lob der Torheit von Hakan Gürses
Lektüre: von Zsaklin Diana Macumba und Persson Perry Baumgartinger