#101/2016 Sexismus & Homophobie
Zuerst war der Sieg Österreichs beim Eurovision Song Contest 2014 mit der Transgender-Sängerin Conchita Wurst. Im darauffolgenden Jahr 2015 übertraf sich die Euphorie um die Offenheit für queere Lebensweisen selbst: Das Großevent ESC wurde in Wien ausgerichtet. Die „Hauptstadt der Toleranz“ schmückte ihre Straßen mit gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen, die Medien feierten die „offene Gesellschaft“. So schön es war – was davon ist geblieben? Gelten lesbische, bisexuelle, schwule, trans*-, und heterosexuelle Lebensweisen schon als gleichberechtigt?
Die Stimme-Ausgabe Einhundertundeins nimmt Homophobie, Transphobie und Sexismus im Österreich des Jahres 2016 unter die Lupe.
Paul Scheibelhofer, Männlichkeitsforscher, befasst sich mit der Funktion homophober Abwertungen für junge Männer und damit, wie ihnen entgegengewirkt werden kann.
Im „Anti-Genderismus“ treffen sich rechtsextreme, rechtskonservative und fundamentalistisch-katholische Gruppen, wie in dem gemeinsamen Text der Politikwissenschaftlerinnen Stefanie Mayer, Edma Ajanovic und Birgit Sauer analysiert wird.
Der Theatermacher Gin Müller sprach mit der Transfrau Luna (Name anonymisiert) und erfuhr, dass Transphobie und Sexismus nicht nur unter Heterosexuellen anzutreffen ist.
In einem Gemeinschaftstext erzählen „Die zwölf Opossums“ – aus dem post-sowjetischen Raum migrierte queere Menschen – über ihre Erfahrungen mit Solidarität in Österreich.
Auch die Kunststudentin Maira Enesi Caixeta nahm ihre Erfahrungen als queere, schwarze Migrantin als Grundlage für ihr think-piece: „Wind der Veränderung“.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Reneé Winter, Vida Bakondy und Bernhard Weidinger für ihre Unterstützung bei der Konzeption dieser Ausgabe.
Sind wir für den Tod von fremden Reisenden verantwortlich, auch wenn wir den Krieg nicht verursacht haben? Die Kultur- und Sozialanthropologin Sabine Strasser, hat untersucht, wie Menschen mit dieser Gewissenfrage umgehen: im Stimme-Gespräch.
Herrn Groll und dem Dozenten bleibt in ihrer monatlichen Zeitungsschau wieder einmal nichts erspart: Homophobie, Sexismus, Populismus und vieles mehr. Von Erwin Riess.
Angela Wieser berichtet über die österreichischen Sportinitiativen für Geflüchtete – recherchiert im Rahmen einer Kooperation der Initiative Minderheiten mit dem Sportministerium.
Die Radio-Stimme-Nachlese schließlich eine Sendung zum Tabuthema „Mutterschaft bereuen“ – verfasst von Zsaklin Diana Macumba.
Ein Foto vom ersten öffentlichen Auftritt der Homosexuellen Initiative HOSI im Jahre 1980 gab Vida Bakondy den Anlass, für die Spurensicherung den Ereignissen rund um dieses Debüt nachzugehen.
Ein gutes Jahr war 2016 – insbesondere für Minderheiten und zur Flucht gezwungene Menschen – nicht, doch welches Jahr ist schon ein gutes Jahr? Wir bleiben jedenfalls dran und beschäftigen und auch 2017 mit aktuellen (minderheiten)politischen Themen. In der Frühjahrsausgabe soll es um die neuen Nationalismen in und um Europa gehen.
Erholen Sie sich gut und sammeln Sie wieder einmal viel Kraft für die Herausforderungen der Zeit.
Schöne Feiertage wünscht
Gamze Ongan, Chefredakteurin
Stimmlage: Populismus und repräsentative Diktatur – von Hakan Gürses